Wildisen aus Hitzkirch

Zusätzliche Angaben zum Stammbaum der WILDISEN von Hämikon und Umgebung

 

Verfasser:  Josef Wildisen Rosenfeldweg 2, 6048 Horw, Oktober 1991

 

Mit Ausnahme der jüngsten Eintragungen entstammen alle Stammesdaten Nachforschungen in den Zivilstandsregistern der Gemeinden Hämikon und Hitzkirch, und was vor 1834 betrifft, ausschliesslich aus Tauf-, Ehe- und Totenbücher  der Pfarrei Hitzkirch. Diese wurden zum Teil schon ab 1583 geführt. Mit meiner Nachforschung bin ich jedoch erst bei 1649 angelangt. Laut Ehebuch vermählte sich an jenem 8. August unser x-facher Ururgrossvater Jodocus mit Elisabeth Stöcklin, unserem lieben Ur-Ur- Ur-Ur-Ur-Urgrosi. Von Beruf war er Harzer = Anzapfen von Tannen zur Gewinnung von Harz. Unser Urahnenhof, im Unterdorf von Hämikon, heute vom Neffen Hans Wildisen bewirtschaftet, wird heute noch "Harzer" genannt.

Zu den antiken Eintragungen in den Pfarreibüchern muss ich bemerken, dass vieles oft derart verschwommen, schwach, ja ganz unleserlich ist, zudem mit undefinierbaren lateinischen Abkürzungen und Ausdrücken durchmischt und in verschiedenartigsten alter deutscher Schrift geschrieben wurde, dass ich auf Vollständigkeit keine Gewähr bieten kann. Geburtenbücher gab es keine; in den Taufbüchern ist der Geburtstag nur selten vermerkt, und wenn schon, dann ist er meistens mit dem Tauftag identisch.

Erst im Verlaufe dieses Sommers stiess ich zufällig auf eine sehr interessante, zusätzliche Geschichtsquelle. "1678, Verzeichnis aller Pfarrkinder die jetzmal sind eingeschrieben und gezelt worden". In jenem Jahr ging der damalige Pfarrer Schmid zur Finanzierung der neuen Pfarrkirche St. Pankratius, erbaut 1679 – 1684, in der ganzen Pfarrei auf Betteltour. Von Haus zu Haus registrierte er in seiner privaten Volkszählung alle Bewohner, die Männer mit Beruf, die Kinder mit deren Alter. Wildisen gab es nur im Hämikon, wo zwei Familien genannt wurden. Eine davon ist die des im ersten Abschnitt erwähnten Jodocus. Er spendete 2 (ev. 20?) Gulden und 20 Schilling und verpflichtete sich zudem zu Frondienst-Arbeit. Kürzlich haben die Autoren Büchler und Häfliger im Buch "Familien im Hitzkirchertal 1678" das "Baubuch" in heutiger Fassung herausgegeben. Es ist im Comeniusverlag Hitzkirch erschienen und Geschichtsinteressierten sehr zu empfehlen. Obwohl nicht zur direkten Familienforschung gehörend, sollen einige der vielen vom Betelpfarrer aufgeführten "Fichen" Interessantes von annodazumal vermitteln. So zum Beispiel

  • an erhaltenen Barspenden: In verschiedenen grosser Anzahl und in einer fast unglaublichen  Vielzahl an gültigen Währungen wurde da locker gemacht und mit Gulden, Schillinge, Kronen, Dublonen, Dukaten Taler, Louis-Taler, Zürcherbatzen, Bernergulden, Silberkronen und zweifachen Spanischen Dublonen freiwillig (?) geopfert.
  • an versprochenen Naturalien: Arbeit, Schindeln, Dachnägel, Sagholz, 1 Pfund Garn, 1 Sack Korn, 8 Ellen gebleichtes Tuch, 30 Mass Wein – verspricht es unwillig und nur vom Schwager gezwungen!
  • an Versprechungen: -Verspricht Pulver zum Steinsprengen, gibt aber

                                       nichts. - hat versprochen er wolle tun , was die anderen, nit der minst und nit der meiste sein - 45 Schilling versprochen mit grossem Verdruss -10 Gulden auf dem Totenbett versprochen -     an Fichen:     -hat sich verborgen, will nichts an die Kirche geben -hab lang mit ihm zanggen müssen -ganz husarme Leuth -Ehe geschieden, der Tod hob die Scheidung auf. Erwähnenswert ist auch, dass in der ganzen Pfarrei über 50 Männer und Söhne als Söldner in fremden Kriegsdiensten waren. Dies meistens wegen Armut, Schulden. Arbeitslosigkeit oder "weil der Vater ihn nicht hat weiben lassen"!.

 

W o h e r  stammen die Wildisen? werde ich immer gefragt. Geschichtlich konnte ich es noch nicht eruieren. Man sagt, vom NORDEN. Mein Vater sagte es, Tante Frieda hat es in ihrer enthusiastischen Rede bekräftigt. Norden? ein gar weiter Begriff; auch Basel ist im Norden. So durchforschte ich vor ca 20 Jahren das dortige Staatsarchiv. Unverhofft fand ich in LEONHARD, Waffenschmied, urkundlich erwähnt von 1448 – 1459 den ältesten bis heute bekannten Wildisen. Ist er auch unser Urahne? Sein Stamm verliert sich in Basel in 5-ter Generation mit dem letztgenannten Franz Ulrich, geb. 1588, gest. nach 1640. Haben wir die gleiche Ahnenreihe, kann nicht ausgeschlossen werden, dass wir Mitte des 15. Jahrhunderts vom Norden kommend in Basel einwanderten und dort vorübergehend ansässig waren. Vom obigen Franz Ulrich zu unserem Jodocus klaffen ja bloss ca 50 Jahre Ungewissheit. Es ist nicht auszuschliessen, dass damals ein Vorahne Basel verliess, oder infolge Glaubenszwang  (ob Alt- oder Neugläubig: wer sich nicht zum offiziellen staatlich verfügten Glauben bekannte, musste damals in einen anderen Kanton ausziehen) auswanderte und sich als Emigrant oder Neuzuzüger in Hämikon ansiedelte.

Im Verlaufe der Jahrhunderte haben sich die deutsche Sprache wie auch die Schrift sehr stark verändert. Von einer ähnlichen Entwicklung wurde auch unser Name nicht verschont. Dokumentiert sind u.a. Wildeise, Wyldisse, Wyldissen, Wildyse, Wildiesen und Wildeisen. Demnach ist es auch möglich, dass die Wildeisen, jetzt mehrheitlich im Bernbiet beheimatet, auch unseren Ahnenstamm haben.

Oktober 1991                                Wildisen Josef, Rosenfeldweg 2, 6048 Horw

 

Genaue Abschrift und Veröffentlichung mit ausdrücklicher Genehmigung von der Ehefrau des erkrankten Verfassers,  Frau Berti Wildeisen am 23. Februar 2011